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Erste Ergebnisse
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Die Kariña stehen seit den 80er Jahren in zunehmenden Konflikten
mit kommerziellen Holznutzern und Goldsuchern verschiedener Größenordnung.
Diese Konflikte entwickeln wachsende Bedeutung auch auf der Ebene der nationalen
Debatten über Umwelt und Entwicklung.
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Die traditionelle subsistente Wirtschaftsweise der Kariña hat sich
während der letzten Jahrzehnte erstaunlich wenig verändert (vgl. Gillins
grundlegende Studie von 1936 über die Kariña im angrenzenden
Guyana und die Wiederholungsstudie von Adams
1972). Die Praktiken und die soziale Organisation des Feldbaus (Brandrodung,
Anbauzyklen, Produkte),. der Jagd (Geräte, Jagdtiere, Häufigkeiten),
des Fischfangs (Techniken) und der Sammelwirtschaft (Tiere, Heilpflanzen,
Früchte,), sowie die materielle Kultur (insbesondere Hausbau) entsprechen
nach einer ersten Auswertung noch weitgehend den vor sechzig Jahren erhobenen
Befunden. Insbesondere verblüfft die extrem geringe Anbindung an Märkte
aller Art, obwohl sich die infrastrukturelle Anbindung durch die Lage an
einer fast ganzjährig befahrbare Piste ganz markant verändert
hat.
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Das im Vergleich zu regionalen, und erst recht zu nationalen Standards
extrem marginale Dasein der Kariña steht in Kontrast zu einer merklichen
Repräsentation in den gegenwärtigen politischen Konflikten. Zwar
ist die Präsenz dieser Kariña im öffentlichen Feld ungleich
geringer als etwa die der Pemon oder gar der Yanomami, ihre Stimmen lassen
sich jedoch sowohl national deutlich vernehmen, wie selbst in Foren der
Vereinten Nationen, so zuletzt auf Sitzungen der UN Kommission für
Nachhaltige Entwicklung (CSD).
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In der politischen Artikulation ihrer Belange in den gegenwärtigen
Konflikten spielen externe Führungsfiguren eine beträchtliche
Rolle, die zum Teil auf Erfahrungen in früheren Auseinandersetzungen
in anderen Regionen zurückgreifen können. Hier bestehen direkte
personelle Verknüpfungen mit den unter völlig anderen Bedingungen
lebenden Kariña aus dem Staat Anzoategui, die seit mehreren Jahrzehnten
Auseinandersetzungen um die Teilhabe an den dortigen Ölressourcen
führen.
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In der Wahrnehmung und im Handeln staatlicher Akteure wird die Situation
der Indigenen vor allem als soziale Frage und als geostrategisches Problem
artikuliert. Ansprüche, die sich auf kulturelle Differenz begründen,
oder Möglichkeiten zu deren Verwirklichung einfordern, werden dagegen
im Namen von Gleichheit und nationaler Souveränität ausgegrenzt.
Dies gilt erst recht in Bereichen, in denen indigene Rechte oder Landtitel
die Kontrolle des Staates über die Aneignung und Verteilung von Ressourcen
gefährden könnten.
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