Projektgruppe

„Sozio-Ökonomie der Waldnutzung in den Tropen und Subtropen"

Bearbeitung: Dr. Argelia Silva (Biologin)

Betreuer: Prof. Dr. Albert Reif (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
 


Sekundäre Sukzession landwirtschaftlich genutzter Flächen 
im Staat Sucre in Venezuela
(abgeschlossen)



Problemstellung

Die Wälder der venezolanischen Küstenkordillere stehen unter hohem Entwaldungsdruck. Menschen und Wälder sind in dieser Region enger miteinander verwoben als im Rest des Landes, da die Bevölkerungsdichte relativ hoch und das Gebiet landwirtschaftlich geprägt ist. Der Verlust von Wäldern hat in der Region Paria schon zu Engpässen bei der Wasserversorgung geführt, die die Bedeutung dieser Ökosysteme unterstreichen. Einst ein Zentrum von Kaffee- und Kakao-Plantagen, die bis zur einseitigen Abhängigkeit von der Ölwirtschaft, die wichtigsten Exportgüter Venezuelas darstellten, wurde der Estado Sucre durch den Zusammenbruch der landwirtschaftlichen cash-crop Produktion vor allem seit den 50er Jahren zunehmend marginalisiert. Die Folge waren u.a. Migrationen aus dieser Region. Dominante Landnutzungsform bleibt der Brandhackbau, dessen Produkte nur gering in Märkte integriert sind. Bisher existiert keine gründliche vegetationskundliche Bearbeitung der Region. Vor allem ist wenig bekannt über die regionalen Vegetationstypen und deren Potential, entwaldete Zonen wiederzubesiedeln. Auch weiß man wenig darüber, welche nutzbaren Produkte in der Sekundärvegetation zu finden sind und welche Sukzessionsstadien besonders geeignet wären, wieder in den landwirtschaftlichen Produktionszyklus integriert zu werden oder gar in dauerhafte Waldflächen übergehen.




Ziele

  • Erfassung der aktuellen Vegetationsbedeckung (halbimmergüne Wälder, Kulturflächen) einer repräsentativen Region der Halbinsel Paria.
  • Abschätzung der Intensität der Landnutzung.
  • Floristische und strukturelle Charakterisierung verschiedener Sukzessionsstadien.
  • Einschätzung der Regenerationsfähigkeit der Vegetation.
  • Bestimmung des sozioökonomischen Wertes der Sekundärvegetation.




Hypothesen

  • Wechsel von Landnutzungssystemen verändern Pflanzendiversität und Bodenqualität, die sowohl für das zukünftige Nutzungspotential als auch die Regeneration der Vegetation von Bedeutung sind.
  • Qualität und Intensität dieser Sukzessionsprozesse sind im besonderen von drei Faktoren bestimmt:

  • * Art der Nutzung
    * Nutzungs- und Brachezeiten
    * Physiographische Lage (Hang und Rücken)




Untersuchungsdesign und Methodik

Das Untersuchungsgebiet befindet sich im Ostabschnitt der venezolanischen Küstenkordillere zwischen den West- und Zentralmassiven der Halbinsel Paria im Bundesstaat Sucre. Es liegt in der Zone der halbimmergünen submontanen Wälder (400-600 m ü.N.N.). Um Aussagen über das Sukzessionsstadium und Regenerationspotential verschiedener Pflanzengesellschaften machen zu können, wurden in dieser Zone folgende Untersuchungen durchgeführt:
 
  • Erfassung der Flora 

  • Intensives Sammeln in der Region, da dieses Gebiet floristisch ungenügend bekannt ist. (Pflanzen-Kollektionen)
     
  • Bestimmung des Biodiversitätsgrades der Pflanzengesellschaften 

  • Bestimmung aller Arten auf 0,1 ha Fläche, die einen Brusthöhendurchmesser von > 2,5 cm haben. (GENTRY 1983)
     
  • Aufnahme verschiedener Sukzessionsstadien 

  • Dies wurden anhand folgender Kriterien ausgewählt
    * Dauer der Nutzung (1-3, 11-16 und 19-24 Jahre Nutzung)
    * Dauer der Brache (1-2, 4-6 und 10-15 Jahre Brache)
    * Topographische Lage (Rücken, Hang).

    Die Größe der Aufnahmeflächen schwankte hierbei zwischen 250 und 1000 m2, je nach Pflanzengesellschaft. Die Erhebung der Daten folgte nach der Methode von (BRAUN-BLANQUET 1964).
     

  • Strukturuntersuchungen In jeder Parzelle wurden die üblichen forstlichen Bestandesparameter aller Gehölze aufgenommen (alle Individuen mit einem Brusthöhendurchmesser ³ 2,5 cm wurden hinsichtlich ihrer Spezies, Höhe, Brusthöhendurchmesser, Baumkoordinaten erfaßt). Zur Veranschaulichung der einzelnen Gesellschaften wurden Vegetationsprofile angelegt (In Anlehnung an Lamprecht 1954; van der Hammen et al. 1989).

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  • Bodenanalysen Anlage von Bodenprofilen der unterschiedlichen Pflanzengesellschaften und exemplarische Nährstoffanalysen (PEÑA 1980).

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  • Erhebung der Nutzung Erfassung der Nutzung von Pflanzenarten in einer Gemeinde (Qualitative Interviews, "work shop").




Erste Ergebnisse

Es wurden 476 botanische Belege gesammelt und bestimmt (wissenschaftliche und lokale Namen). Im Untersuchungsgebiet wurden 381 Arten, 181 Gattungen und 77 verschiedene Familien festgestellt. Die wichtigsten Familien sind Asteraceen, Boraginaceen, Rubiaceen, Euphorbiaceen und Fabaceen. Insgesamt konnten 24 verschiedene Sukzessionsstadien unterschieden werden.:

16 auf einjährigen Kulturflächen
6 in Dauerkulturen
2 in Wäldern

Aussagen über deren Potential hinsichtlich der Regeneration und ihrer sozioökonomischen Bedeutung bedürfen noch der Auswertung weiterer Daten. Die taxonomische Klassifizierung der vorgefundenen Böden entspricht: Inceptisol, Tropept, Dystropept, Vertic Oxic Dystropept.




Bibliographie

  • Braun-Blanquet (1964): Pflanzensoziologie Grundzüge der Vegetationskunde. 3. Aufl., Wien-New York. 865 S.
  • Gentry, A. (1983): Dispersal ecology and diversity in Neotropical forest communities. Sonderb. naturwiss. Ver.Hamburg 7., pp.303-314
  • Peña, S. (1980): Los Suelos del Estado Sucre, Venezuela. Carúpano. 94 pp.
  • Van der Hammen,T.; Mueller-Dombois, D.; Little, M.(eds.) (1989): Manual of methods for mountain transect studies. International Union of Biological Sciences (IUBS). Paris. 67 pp.

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by Eberhard Weber March 1998